Die verschwundenen Artikel von Telepolis
Wie sich mittlerweile herausstellt, hat sich der Verlag Telepolis und dessen Scheff Neuber nicht nur um die Kommentare „gekümmert“, sondern auch um die Artikel selbst. Die gesamte (!) Historie wurde aus dem Angebot genommen, euphemistisch als „Qualitätsoffensive“ verkauft. Inzwischen sind einige Artikel wieder aufgetaucht, manche angeblich unverändert, manche mit einem Disclaimer™ versehen, manche im Text verändert. Was wann wie und warum ist nicht transparent, wie es sich für den Totalitarismus so gehört.
In einem aktuellen Artikel auf tkp, ein Interview mit Flo Osrainik, der im Donbass zum Ukrainekrieg recherchierte und ein Buch darüber veröffentlichen wird, erwähnt Osrainik, dass er unter anderem auch für Telepolis geschrieben habe.
Interessant, denke ich, ein potentiell russland-nicht-aus-Prinzip-verdammender Autor — passt das denn zur aktuellen Linie von Telepolis?
Eine kurze Suche auf der Einstiegsseite:
Also, es scheint, der Autor habe gelogen, da ist nichts zu finden.
Aber vielleicht woanders im Heise Verlag?
Neue Suche, das gesamte Angebot durchsuchen:
Nun doch, ein Artikel ist wohl bei Telepolis erschienen. Das Thema ist ironisch, konsequent, passend. Kurz draufgeklickt:
Überraschung, Überraschung, der Artikel ist natürlich der „Qualitätsoffensive“ zum Opfer gefallen.
So ist nun das Vorgehen von Telepolis unter dem neuen Redaktionsleiter:
- Die Zensurmaßnahmen im Forum wurden graduell über die Jahre verschärft. Das ist allerdings bei fast allen Medien im Netz passiert.
- Paukenschlag war das Verschwinden des gesamten Archivs von Artikeln.
- Danach das Wiedererscheinen eines „gesäuberten“ Teils.
- Inzwischen ist das Forum noch massiver eingeschränkt, zu den meisten Artikeln kann man gar nicht mehr kommentieren.
Telepolis ist eines der ältesten Online-Magazine im deutschsprachigen Netz. Seit der Übernahme durch Chefredakteur Harald Neuber Anfang 2021 hat es grundlegende Änderungen in der Arbeitsweise der Redaktion gegeben. Darauf – und auf das vorliegende Leitbild – verweist auch ein Disclaimer bei älteren Inhalten.
https://www.telepolis.de/Ueber-Telepolis-9305053.html
Das Forum war die große Stärke aller Medienprodukte im Heise-Verlag.
Informationen darin waren immer eine wichtige Ergänzung, egal ob in die gleiche Richtung wie die Artikel, oder als Gegenposition.
Aus dem Forum hab ich mich schon länger zurückgezogen, Artikel und Kommentare las ich noch, mittlerweile sind die Seiten von Telepolis für mich aber gänzlich uninteressant, und ich rufe telepolis.com nicht mehr auf.
Meiner Meinung nach einer der schwerwiegendsten Verluste für die freie Presse im deutschsprachigen Raum.