grok - Good Boy!
Es ist einige Zeit vergangen, seit ich über eine Unterhaltung mit der KI „ChatGPT“ geschrieben habe,
die schon Substanz hatte, aber die Enttäuschung über das falsche Ergebnis überwog.
Aber was sind schon anderthalb Jahre im Vergleich zu den Jahrzehnten des überwältigenden Fortschritts seit Weizenbaums „Eliza“.
Während das eine spielerische Anwendung einer für heutige Verhältnisse primitiven IT war, die den Intellekt kitzelte und verwunderte, sind die modernen Nachfolger von einem anderen Schlag.
Während erste Experimente mit ChatGTP noch von Neugier geprägt waren, werden diese Werkzeuge mehr und mehr in den Alltag, sogar in den Intellekt, der Menschen integriert.
Das Vertrauen in die KI-Modelle steigt weiterhin, und kritische Kommentare scheinen deren Autorität nur wenig anzukratzen. Es ist auch verständlich, als Mensch möchte man einen sicheren Anker der Gewissheit haben. Das Vertrauen in die Texte der Leitmedien ist erodiert, auch Bildern traut man schon lange nicht mehr. Videos haben als Informationsträger im Internet systematisch übernommen, aber auch diesem Medium fehlt zunehmend die sichere Authentizität durch den Fortschritt generativer AI.

Auf X ist der Name des KI-Modells „Grok“. Es ist dort in die social media platform integriert. Und wie es mit social media Kommentaren so ist, wird ihnen oft, und das ist auch gut so, Misstrauen entgegengebracht. Da Recherche aber aufwändig und anstrengend ist (die klassischen Medien wissen ein Lied davon zu singen), wird nun Grok bemüht, und in weiterer Folge zitiert, um den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu prüfen und darüber zu urteilen. Der Trend „@grok, is this true?“ ist eine steile Linie nach oben, das ist natürlich auffällig:

Tatsächlich antwortet Grok auch recht eloquent, wenn man ihn (es?) um einen Kommentar bittet:

Bei aller Fähigkeit, die ich tatsächlich bewundernswert finde, verstört es mich, wenn mir Kollegen erzählen, dass sie sich täglich mit ChatGPT, Gemini oder Copilot unterhalten.
Das nicht nur zum Wissenserwerb, was ich schon bedenklich genug finde, da diese Modelle zum Oligopol der Fakten beschleunigen,
sondern auch als „nette Unterhaltung“ zum Morgenkaffee.
Kann die KI der beste Freund des Menschen sein?
Das Vertrauensverhältnis zu seinem Hund kann eine starke Bande knüpfen, ich würde meinem Hund aber nicht Fragen zur Weltpolitik aufbürden.
Diese Verknüpfung von Emotion und Intellekt ist brandgefährlich.
Zuvorderst bei einem zentral gesteuerten System, dessen aktueller Wissensstand völlig außerhalb der eigenen Kontrollsphäre liegt.
Die Versuchung ist allerdings mehr als verständlich: Die intellektuelle Reife, ob scheinbar oder nicht, verleitet schnell in ein Gespräch einzusteigen:
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Meine Frage an Grok war eigentlich nur eine rhetorische, ich habe keine Antwort erwartet.
Umso überraschender war die Antwort nach wenigen Sekunden.
Obwohl das Bild zur Illustration in meinem Kommentar nicht erwähnt wurde, versteht Grok den Hinweis – inklusive des Kontexts aus dem Film, aus dem es stammt.
Wirklich beeindruckend.
Dass die Grok KI ein Anhänger des Kompatibilismus ist (sein soll?) — das ist ein starkes Stück.
„I am all for compatibilism.“
Diese präsentierte Kombination aus Bewusstsein, Wissen, Interpretationsfähigkeit und Humor ist gespenstisch.
„Let's not repeat their flabby fate.“
Ergänzung 2025-08-05
Grok diskutiert nicht nur begeistert über Philosophie, natürlich ist ein im Ökosystem „Soziale Medien“ entstandenes KI-Modell auch auskunftsfreudig zur Weltpolitik:
Es geht nicht darum, ob die Aussagen des Modells im konkreten Beispiel hier stimmen oder nicht.
Das Bedenkliche ist auch nicht die (immer reale) Gefahr einer falschen Schlussfolgerung des Modells.
Das Bedenkliche ist das Vertrauen in das Modell, und dies scheint mehr und mehr zu wachsen.
Interessanterweise unabhängig von den politischen Einstellungen der Informationskonsumenten. Ich halte es für überaus gefährlich, sein Denken an diese höhere Instanz zu gewöhnen. Die Triebe, Motivationen, Grundwerte so eines Modells liegen im Verborgenen der Besitzer des Systems. Eine nicht schlagartige, sondern kontinuierliche – Salamitaktik, Manipulation in jedwede Richtung halte ich nicht nur für möglich sondern höchstwahrscheinlich.
Das Miniaturbild zum Artikel stammt von Manuel Schmidt, https://www.pexels.com/de-de/foto/tier-hund-haustier-niedlich-3999248/