Marken, Unternehmertum, Vertrauen

Meine Tochter liebt eine bestimmte Getreidebeilage, von anfang an. Die Sehnsucht wuchs in den letzten drei Wochen, in denen dieses Lebensmittelprodukt im Haushalt nicht verfügbar war. Letztes Wochenende dann endlich mein erlösender Supermarktbesuch, und ich grübelte kurz über dieses Markenprodukt nach. Es gab dieses Produkt, und -- zu etwa einem Viertel des Preises -- eine Eigenmarke des Handelsunternehmens.

Weizenkörner

Meine Sympathie für Handelsmarken hält sich in Grenzen. Aber diese massiven Preisunterschiede machen doch nachdenklich. Ist der Unterschied tatsächlich bloß mit Werbekosten begründbar? Ist die Qualität der billigen Produkte unterirdisch? Oder ist sie gar nicht schlechter?

Tatsächlich ist die Beurteilung für normale Konsumenten nicht zu machen. Mit Recherche im Internet ist das sicherlich einfacher geworden, aber es ist zeitaufändig, und die Lebensmitteltechnik hat enorme Komplexität erreicht, die für Laien nicht mehr durchschaubar ist. Somit ist es fast unmöglich, seine Lebensmitteleinkäufe im Supermarkt auf Qualitätsmerkmale zu rationalisieren.

Da bleibt nur Vertrauen in die Marke. Vertrauen in die Qualität der Zutaten, Vertrauen in die Technologie zur Herstellung. Vertrauen, dass der Mehrpreis auch in die Qualität investiert wird, und nicht "Bestandteile und Lieferketten optimiert" werrden, um den Deckungsbeitrag zu optimieren -- für den Hersteller natürlich (Skimpflation). Ansonsten kann man auch die "Billigmarke" kaufen.

Was ist die Marke, der man vertraut? Es ist ein Symbol für den Hersteller, ein Unternehmen, vielleicht eine Fabrik irgendwo, die ihre Zutaten bei anderen Unternehmen kauft, die wiederum bei Bauernhöfen einkaufen und so weiter. Als Kanzler und Außenminister der Marke fungiert dabei ein Unternehmer. "Er bürgt mit seinem Namen", so hieß es einmal in einer Werbung. Auch wenn man den Unternehmer nicht kannte, sein Unternehmen hing an seiner Marke, oder ein paar davon. Eine schlechte Nachred' konnte das Unternehmen schädigen oder gar zerstören.
Dieses Unternehmertum ist leider auf dem Rückzug. Marken sind nicht nur aber auch im Lebensmittelgeschäft nur mehr ein Puzzelteil in Konzernen, und wenn so ein Teil mal verlorgengeht -- da zuckt man mit den Schultern, und der Konzern bestellt was nach.

Keine Unternehmer -- keine Marken.

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