Automatisierter Wertpapierhandel – Grober Volkswirtschaftlicher Unfug

Ein kleiner Lacher zieht derzeit durch die Finanzwelt – die US Handelsfirma Knight Capital ringt nach einem Fehler in ihrem Hochfrequenz-Handelssystem um's eigene Überleben (Bericht FTD). Egal ob das nun ein ein kapitaler Softwarefehler oder doch "nur" ein falscher fataler Parameter eines Bankers war, der Verlust von 440 Millionen Dollar binnen einer Dreiviertelstunde zeigt den Wahnsinn dieser Handelsform. Hauptsächliche für Arbitragegeschäfte werden unglaublich hohe Summen in sehr kurzer Zeit, oft nur Sekundenbruchteile, zwischen technischen Systemen gehandelt, Kauf und Verkauf erfolgen fast zeitgleich.

Knight Capital schleppt sich momentan von Tag zu Tag, wahrscheinlich wird bald Gras über die Sache gewachsen sein. Die diversen Aufsichtsbehörden werden sich und die Öffentlichkeit mit höheren Qualitätssicherungsanforderungen für die Software beruhigen. Dabei wäre es Zeit, diesen gefährlichen Unsinn genauer zu untersuchen. Die Börse hat volkswirtschaftlich den Sinn, Unternehmen mit Kapital zu versorgen. Arbitragegeschäfte hatten den Sinn, durch den Ausgleich zwischen vielen Marktteilnehmern, mehr Meinungen, den Wert von Unternehmen genauer bestimmen zu können.
Aber der Hochfrequenzhandel hat mit dem Gedanken des freien Marktes nichts mehr zu tun, er dient großen und technisch hochgerüsteten Unternehmen unglaubliche Gewinne ohne volkswirtschaftliche Leistung zu scheffeln. Dabei werden minimalste Schwächen der anderen Marktteilnehmer ausgenutzt, mit der Bewertung von Unternehmen hat das nichts mehr zu tun.

Manche meinen, eine Regulierung dieser Handelsform täte not. Aber eine Regulierung wäre sehr kompliziert, damit teuer und trotzdem leicht zu umgehen. Ein viel einfachere Regulierung wäre die Einführung einer Finanztransaktionssteuer im Promillebereich. Handelsgeschäfte mit minimalen Spannen die nur durch Technik und gewaltige Umsätze funktionieren wären damit weniger lukrativ. Für "normale" Börsenumsätze und andere Finanzgeschäfte wäre dieses Instrument dagegen kaum spürbar. Aber es wäre ein Beitrag des Finanzsektors aliquot zu den Risiken den sie den Märkten durch ihr Tun aufbürden.

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