Der zentrale Informationsgenerator des Internet
Die Architektur des World Wide Web ist auf Dezentralität ausgelegt. Das Internet-Übertragunsprotokoll tcp sorgt dafür, dass es keine zentrale Komponente gibt, die den Informationsfluss von einem Punkt aus steuert. Das Protkoll des WWW, http, ermöglicht den Aufbau einzelner, vernetzter Informationsknoten.
Vor allem letzteres verliert an Bedeutung. Die auffälligsten Beispiele dabei sind facebook und youtube. Beispielsweise wurden in der Berichterstattung über den Meteoriteneinschlag im Ural bei Videos hauptsächlich auf Bildmaterial von youtube referenziert, aber auch Zitate von facebook werden immer zahlreicher. (Beispiel: Artikel auf derstandard.at, als Auflistung von youtube-Videos; weiterer Artikel, mit diversen Quellen wie NASA, russisches Katastrophneministerium – aber einzige direkt zitierte Quelle ist facebook.)
Einerseits ist es ein positives Zeichen: Die Einstiegshürde, bei facebook oder youtube Informationen mit anderen zu teilen ist minimal. Immer mehr Webseiten sind darüber mit facebook vernetzt, so kann man seine persönliche Internetnutzung mit facebook im Auge behalten. Facebook kann das natürlich auch. Mit etwas Glück erzeugt man dann auch sogar selbst ein kleines Stück interessantes Internet, und es entsteht ein Selbstläufer der ein wenig Ruhm dem Erzeuger bringt.
Andererseits, auch wenn diese Drehscheiben modern aufbereiteter Information selbst technisch dezentral funktionieren (es gibt keinen Server von Google oder facebook, dessen Ausfall zum Zusammenbruch des Dienstes führen würde), für das Speichern der Information gilt das leider nicht. Hier erfolgt eine wesentliche Konzentration von Information. Im Grunde ist der Erfolg kein anderer als der von Amazon im online-Handel: Skaleneffekt und immer mehr Verbundeffekt: Wieso verschiedene Händler abklappern, egal ob im Netz oder in der Stadt, wenn ich alles von der Schmutzwasserpumpe bis zur Karajan-CD bei Amazon bekomme? Und während die Google Suchmaschine auch bereits monopolistische Tendenzen zum Finden von Information zeigt, so ist es bei facebook und youtube, oder auch bei Google+, bereits das Erzeugen und Speichern von Information. Ähnliches gilt für die Kundenrezensionen bei Amazon.
Es ist sehr gut einsehbar, wie es sich entwickelt. Es ist effizient, bequem, die Menschen wollen es. Aber da ich nach Vielfalt strebe, gefällt es mir nicht, wohin das führt. Ich versuche weniger bei Amazon einzukaufen, bei der Suche nach Informationen und tagesaktuellen Artikeln nicht immer nur die gleichen Portale aufzusuchen, nicht nur immer die ausgetretenen Wege zu benützen.
Konsequent gehandelt wüsste ich, so fühlt sich Don Quijote; aber keiner der gegen Windmühlen kämpft, sondern eh nur gegen eine. Aber eine fünftausend Meter hohe.