Ein Großer unter den Kleinen zwischen den Großen

Auf der diesjährigen JAX-Konferenz im Mai war ich glücklicher Gewinner eines Raspberry Pi (thanx, Oracle). Obwohl ich kein passionierter Hardwarebastler bin, so fasziniert mich dieses kleine Stück doch sehr. Man ist zwar durch Smartphones schon gewohnt, Hochleistungstechnik in kleinsten Gehäusen zu finden, aber so direkt "zusehen" kann man dabei dann doch nicht — und die Betriebssysteme und Oberflächen sind meist  ebenso fest verschweißt wie die Hartware.

Geduld war nie meine große Stärke, so hab ich mich auf die Schnelle für ein Gehäuse aus Pappendeckel (oder Karton, ohne österreichisches Idiom) entschlossen. Mit diesem Plan aus dem Internet (feine Sache, nicht?) war das in Nullkommanix gebastelt: PDF ausdrucken (auf eine Einschlagseite eines alten Schulheftes), ausschneiden, Raspberryplatine rein, vier Klebestellen mit Uhu (tm) bestreichen, kurz antrocknen lassen, zuklappen, fertig.


Das System kommt auf eine SDHC-Karte um fünf Euro (8 GB), ich habe die vorgeschlagene Variante mit NOOTBS (New Out Of The Box Software) genommen; einfach entpacken und auf die (vor-)formatierte Speicherkarte kopieren.

Also, erster Versuch: Karte reinstecken, HDMI-Kabel mit dem Monitor verbunden, Tastatur und Maus per USB angesteckt, Ethernetkabel eingeklickt, und schließlich Stromversorgung durch das Handyladegerät (MicroUSB). Ergebnis – kein zweiter Versuch notwendig! Ich verwende Linux seit cirka 1993 und bin da manche Bastelei gewöhnt, aber bei diesem Experiment funktioniert tatsächlich alles auf's erste Mal: Die Aussparungen im Gehäuse passen exakt, die Platine ruckelt nicht, die Speicherkarte wird erkannt, das Bild ist da, Tastatur und Maus werken wie gewünscht, Internet ist da.

Der Größenvergleich: Pi steht auf der externen Backupplatte, davor das ohnehin schon kleine Netbook, und alle gemeinsam auf dem Arbeitsrechner:

Für ein bissl Werken zwischendurch macht der Kleine alles wie gewünscht, ungefähr wie man es vom Smartphone her gewohnt ist, nur mit schön großem Monitor und bequemer und effizienter Tastatur (um zum Beispiel das hier zu schreiben). Schon erstaunlich, wieviel man von seinen Daten im Nebel, ah, in der Wolke, also Cloud, hat. Da wird man durch die aktuelle Berichterstattung zur Schnüffelei diverser Behörden natürlich nachdenklich, aber das ist eine andere Geschichte.

Als Alternative zu meinem Staubsauger mit i5-Prozessor jedenfalls geeignet. Bei der Geschwindigkeit muss man natürlich Abstriche machen, vor allem Webseiten mit starkem Einsatz von JavaScript (zum Beispiel Google, oder auch dieses Liferayportal) verlangen schon alles von der ARM CPU. Dafür ist das System schnellt gestartet, immer lautlos, und die paar Watt Stromverbrauch fallen gegen den Monitor nicht ins Gewicht.
Hauptproblem für den Alltagseinsatz als Zweitgerät sind bei mir die Anschlüsse: Eine Möglichkeit zum schnellen Wechsel von Tastatur, Maus, Monitor (der hat nur einen HDMI Anschluss) und Netzwerk habe ich nicht. Es gibt zwar für das alles eine Möglichkeit mittels Umschaltern, aber das würde bedeuten, noch mehr Kästchen auf dem Schreibtisch zu haben. Auch für einen WLAN-Dongle ist am RPi kein Platz mehr, die beiden USB-Anschlüsse sind mit Tastatur und Maus belegt. Vielleicht fallen mir dafür noch Lösungen ein.

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