Ein Schulmarkt? Ist das was Gutes?
Bei der Nationalratswahl 2013 werde ich die Wahlplattform NEOS-LIF wählen. Die beiden Parteien haben tatsächlich durchaus ähnliche Programme und passen gut zusammen. Matthias Strolz von den NEOS stellte in der ersten Phase des Wahlkampfes das Thema Bildung in den Vordergrund — es ist auch das vielleicht wichtigste strategische Thema in der Politik.
Das Thema Bildung, die Schulen und deren "Privatisierung" war auch beim LIF immer ein viel diskutiertes Thema. Bei vielen Menschen läutet bei der bloßen Erwähnung von "Privatisierung" die Alarmglocken, nicht ohne Grund; zu vieles ist schiefgegangen bei der Privatisierung von Infrastruktur, in vielen Ländern.
Steve Jobs hat in einem Interview Anfang der 1990er (→youtube, Englisch) das Problem eines staatlichen Schulmonopols gut dargestellt: Während sich Eltern gut über Alternativen beim Kauf eines Autos informieren, Daten vergleichen, verschiedene Modelle ausprobieren, so nehmen sie die Schule für ihre Kinder als gegeben hin, und zu viele beschäftigen sich nicht weiter damit. Wenn die Eltern aber die Wahl zwischen verschiedenen Schulen verschiedener Eigentümer haben, würde sich die Qualität drastisch verbessern. Das stimmt. Was sich jedenfalls verbessern würde, ist die durchschnittliche Qualität der Schulen, wenn sie eigenverantwortlich geführt werden und Eltern die Wahl haben, in welche Schule sie ihre Kinder schicken.
Was sich nicht verbessert, das sind die schlechten Schulen. Ich befürchte, dass es — wenn die Gesellschaft keine effizienten Prüfungen der Schulen zustandebringt — ganz furchtbar schlechte Schulen geben würde. Den Grund dafür legt interessanterweise auch Steve Jobs im oben verlinkten Video zu einem anderen Thema dar: Warum ist soviel Müll im Fernsehen zu sehen? Weil so viele Leute Müll sehen wollen.
Wenn also so viele Menschen niveaulosen Dreck im Fernsehen sehen wollen, würden diese Menschen eine gute Schule für ihre Kinder auswählen? Wahrscheinlich nicht. Autos sind im Vergleich mit Schulausbildung relativ einfach zu objektivieren, die richtige Wahl viel einfacher festzustellen.
Der Einfluss, oder genauer gesagt: die Einflussmöglichkeiten, der Schule auf den Bildungsstandard der Bevölkerung wird dazu auch noch überschätzt. Wenn den Eltern das Lernen ihres Nachwuchses nicht fördern (damit meine ich nicht unbedingt Elitekindergärten), sich mit ihnen beschäftigen und die Wissbegier fördern, dann hat das beste Schulsystem nicht viel Chancen. Wenn mit sechs Jahren bei den Kindern der Grundstein nicht gelegt ist, wird sich das Kind schwer tun in der Schule. Wenn diese Kinder dann auch noch aus Desinteresse der Eltern in die schlechtesten Schulen am Markt kommen ist das Leben jener schon auf einer falschen Spur.
Bei Kindern hört sich Liberalität auf. Liberal sein heißt, den Menschen Eigenverantwortung zu geben; wenn man sich eine überteuerte Rostlaube kauf — selbst schuld. Kinder können aber nicht eigenverantwortlich sein. Kinder schlechten Eltern zu überlassen mögen manche als liberal ansehen, aber dann bin ich in diesem Fall Sozialist. Weder sind Kinder Eigentum ihrer Eltern, noch ist es hinnehmbar, es einfach als Pech zu sehen, miese Erzeuger zu haben. Kinder müssen in diesem Fall von der Gesellschaft beschützt werden.
Deshalb: Ja zu mehr Eigenständigkeit für die Schulen. Parteipolitik raus aus den Schulen, das ist ohnehin klar. Aber zum Wohl der Schüler, aller Schüler, braucht es dennoch ein starkes staatliches Bildungssystem; Bildung ist ein langfristiges Ziel, nicht unbedingt die große Stärke unseres derzeitigen Wirtschaftssystems.