Eine Wohnung in Paris
Heute wird in einer Tageszeitung berichtet, dass eine Wohnung in Paris, die vor gut 10 Jahren um ca. EUR 230.000 erworben wurde, nun um kesse EUR 700.000,- feilgeboten wird. Aus London hört man ähnliches. Wien ist hier tatsächlich ein bissl anders und besser, warum auch immer - das wäre ein anderes interessantes Thema.
Wie kommt es aber nun zu solchen Mondpreisen? (Übrigens, ich besitze ein Mondgrundstück, das war aber deutlich billiger!)
Mit dem "inneren" Wert der Immobilien und dem damit zusammenhängenden Wohnbedürfnis kann das nicht zusammenhängen. Kein Mensch, keine Familie kann sich so eine Investition mit einem normalen Gehalt, das irgendwo in der Nähe des Medians angesiedelt sei, leisten.
Also, die Nutzung des Medians in dieser Aussage ist vielleicht ein Hinweis. Bekannterweise driftet das Medianeinkommen und das Durchschnittseinkommen schon lange auseinander, letzteres immer weiter nach oben. Der weiters bekannte Grund dafür sind die immer mehr steigenden Top-Einkommen, die der (wirklich) Reichen und der Superreichen. Sind deren unverschämte Reichtümer der Grund für unleistbare Wohnungen?
Ich glaube nicht, oder zumindest nicht hauptsächlich. So ungerecht tatsächlich oder gefühlt arbeitslose Einkommen aus Finanztransaktionsgeschäften im Millionen- oder gar Milliardeneurobereich sein mögen, so sehr viele von denen kann es gar nicht geben, dass sie den Wohnungsmarkt einer Millionenmetropole derartig in Brand stecken können. Ich glaube viele eher, dass das oft unterschätze (und tabuisierte) Problem unserer Erbengeneration die Hauptschuld trägt. Vielleicht 200.000 Euronen zusammengespart, und dann ein Erbe dazu. Die jetzt sterbende Ahnengeneration unserer Breiten- und Längengrade ist die erste aktive Nachkriegsgeneration, die in einigen Friedensjahrzehnten durch eine real und tatsächlich sehr stark gewachsene Wirtschaft auch bescheidenen Wohlstand vererben kann. Eine halbe Million kann da schon mal weitergegeben werden -- und schon sind die 700.000,- beieinander. Das Geld ist nun schon mal da, und was soll man in diesen Zeit auch schon damit machen? Da wird dann eben eine Immobilie gekauft, die man durch Arbeit im Schweiße seines Angesichts niemals finanzieren könnte.
Solche Fälle wird es öfters geben als Superreiche. Ich möchte wie geschrieben auch keinesfalls die Ungerechtigkeit von irgendwelchen Finanzhaien herunterspielen. Ich glaube nur, dass deren spürbare Auswirkung auf unser aller realer Leben geringer ist als gemeinhin geglaubt wird. Sie horten Geld und "entziehen" des dem Wirtschaftskreislauf. Sie wissen nicht mehr wohin mit der Kohle. Ja und? Vielleicht heizt das die Inflation an, aber sonst? Es sind einfach zuwenige (nach der aktuellen Dauerkrise wahrscheinlich eher noch weniger) als dass Sie tatsächlich uns anderen viele Ressourcen wegnehmen können. Sie haben die paar wunderschönen Villen in den wunderbaren grünen Hügeln um unsere Städte. Sie kaufen vielleicht auch die eine oder andere Stadtwohnung als Anlageobjet -- aber wohl nur solange die Preise einigermaßen realistisch sind, weil dumm ist dieser Menschschlag nicht, und Verlustgeschäfte nicht nach seinem Geschmack.
Ich meine, der Unterschied zwischen Nichterben und Erben macht heute mehr aus als viele wahrhaben wollen.