Gelesen: Die Stimme des Herrn, von Stanislaw Lem

Buchumschlag "Die Stimme des Herrn"Es ist schwierig über ein Buch von Stanislaw Lem zu schreiben. Wenn man nicht vorsichtig ist, klingt ein jeder Satz nach Effekthascherei, wenn man übervorsichtig ist, wird es langweilig. Der Autor wird meist in dem Genre "Science Fiction" geführt, also so etwas wie ausgedachte Wissenschaft. Diese Schublade wird Lem nicht gerecht, aber nicht, weil es seine Romane unkorrekt beschreiben würde, sondern deshalb, weil die oft populärsten Geschichten die hier auch gelistet werden, eher zu "Fantasy" gehören — was aber natürlich nichts schlechtes ist oder wenigstens sein muss.

In "Die Stimme des Herrn" ist das Thema die Hoffnung der Menschheit, nicht allein im Universum zu sein. Und vielleicht eine Zivilisation zu finden, die uns zeigt wie man es besser macht als wir es – jetzt und eigentlich schon immer – machen. Die Geschichte wird erzählt als Manuskript eines verstorbenen Mathematikprofessors.
Es wird ein Signal, kodiert in einem Neutrinostrahl, entdeckt, dass sich zyklisch wiederholt und deshalb als von einer Intelligenz erzeugt identifiziert wird. Daraufhin wird, es spielt sich in den Vereinigten Staaten ab, ein Projekt zur Entschlüsselung der Nachricht gestartet, zu dem der Erzähler nach einem Jahr stößt.
Die Ausbeute an Erkenntnissen ist zwar gering, aber im Detail durchaus interessant: Der Mathematiker kann ein eine zyklische Grundstruktur nachweisen, und Biophysikern gelingt die Synthese von Materie, die kalte Kernfusion in Gang setzt — und nebenbei die Idee für ein tödliches Geschütz liefert.

Obwohl das Buch einen – auch für Stanislaw Lem – recht linearen und unspektakulären Ablauf in der Erzählform einhält, fesselt das Buch durch die Erwartungshaltung der Grundgeschichte, ähnlich wie bei "Contact". Aber dahinter steht mehr, die scharfe Beobachtungsgabe des Autors; beispielsweise, der Weg auf dem das "künstliche" Signal entdeckt wurde ist genial auf seine plausible Weise. Es ist ein Zufall, aber einer dieser Art, der einfach passiert, und nicht einer, der einen Helden im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner bestehen lässt, sondern ein alltäglicher, wie er uns meist eher ärgert. Oder so wie ein Sechser im Lotto. Aber mehr nicht.

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