Gelesen: Führen Leisten Leben, von Fredmund Malik

Ich hab nur selten Freude mit Managementliteratur, aber das wäre wohl auch nicht im Sinne des Autors; Fredmund Malik sieht Führung als nüchternes Handwerk, dem Nutzen der Organisation unterstellt; Freude dabei höchstens ein Bonus, wenn überhaupt. Sein Stil ist konsequent technokratisch, er bemüht sich, möglichst wenig Emotion beim Lesen aufkommen zu lassen. Dabei gibt er mehr als nur zu Erkennen, dass er — nach einigen Fehlern — jetzt weiß wie der Hase läuft und Management im Griff hat.

Alles in allem ein Stil, der nicht meinem Geschmack entspricht – und trotzdem habe ich sein Buch nicht nur deshalb zu Ende gelesen, weil ich Bücher prinzipiell nicht weglege. Malik hat meiner Meinung nach in sehr vielen Dingen recht, und er prangert Missstände des modernen Wirtschaftslebens unverblümt an:

Mit den heutigen viel niedrigeren Telefonkosten hat nicht – wie so viele glauben – die Kommunikation zugenommen, sondern das Geschwafel. (S. 289)

Nur einer von vielen etwas arrogant ausgeführten Stehsätzen, mit dem Malik aber doch den Kern trifft. Oberste Maxime sei die Wirksamkeit, und das ist leider etwas, was tatsächlich vielen Führungskräften (natürlich nicht nur diesen) abhanden gekommen ist. Fast alle Manager denken an die Effizienz von Maßnahmen, aber viel zu wenige an deren Effektivität; und dies zieht sich als roter Faden durch dieses Buch.

Was mir persönlich aber etwas fehlt, ist das Eingehen auf verschiedene Situationen. Obwohl der Autor sogar oft darauf hinweist, dass Führungskräfte flexibel agieren müssen (beispielsweise im Kapitel zur Arbeitsmethodik) gibt er doch den Eindruck als hätte er Patentrezepte. Bei Unterschieden zwischen verschiedenen Kontexten bleibt das Buch sehr abstrakt.
\tGleich zu Beginn kritisiert er den Glauben an die Motivation (seiner Meinung eine Modeerscheinung), die seiner Meinung überschätzt wird. Ich bin davon überzeugt, dass die Effektivität von Menschen mit strategischen Aufgaben (deren wirksamste wohl Führungskräfte sind) in vielen Branchen, wie meiner, der IT Branche, mit Motivation zusammenhängt.

Zum Abschluss mein Lieblingssatz aus dem Buch:

An viel und harter Arbeit erkrankt man nicht so leicht. Davon wird man nur müde. Man erkrankt an ineffizienter, sinn- und ergebnisloser Arbeit. (S. 316)

Da ist es wieder, ein wichtiger Bestandteil eines erfüllten Lebens: Effektivität — Ist es ein Unterschied, ob ich existiere oder nicht?

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