Gelesen: Pilot Pirx, von Stanislaw Lem
Pilot Pirx
Pilot Pirx ist eine Figur bekannt auch aus anderen Büchern des
Autors. In den zehn Geschichten in diesem Buch lernt man ihn aber erst
richtig kennen. Der zeitliche Bogen spannt sich dabei von seiner
Ausbildung bis zu der Zeit, als seine Karriere den Zenith bereits
überschritten hat.
Das Berufsleben des Piloten ist es auch, was
Pirx ausmachen dürfte. Von Privatleben ist kaum die Rede, von einem
Hobby als Alpinkletterer abgesehen. Der Beruf dürfte sehr ausfüllend
sein, sozusagen der Kraftfahrer, noch um eine Dimension höher.
Die Karriere des Piloten, oder ersten Navigators, Pirx ist die eines Angestellten, oder besser gesagt, eines Freiberuflers, nicht die eines Superhelden. Obwohl er fast so etwas wie Superkräfte hat, Nerven aus Stahl nämlich, schlägt er sich mit sehr irdischen Problemen herum: Die Raumfahrt ist fast Alltag geworden. Aber immer noch gefährlich; nicht das Neue und Unbekannte, sondern Sparbudgets von Weltraumreedern, politische Geplänkel und Eitelkeiten bringen ihn und die von ihm geflogenen Raketen in Gefahr.
In der letzten Geschichte gibt es einen sehr interessanten Bezug zur
aktuellen Technologie: Pirx wird Zeuge eines katastrophalen Unfalls
bei der Landung einer neuen Generation von Großraketen. Schnell stellt
sich heraus, dass der Fehler beim Steuercomputer war, der in eine Art
Panik verfallen ist.
Dieser Computer ist in der Art, in der Art
wie er zu seiner Funktion kommt, sehr ähnlich zu dem was aktuell
gerade grob mit dem Begriff "deep learning" beschrieben wird
-- ein neuronales Netzwerk, eventuell mit einem Basisregelsatz, das
dann trainiert wird.
Ein neuronales Netzwerk, dessen Zustand, kann von einem Menschen nicht als Ganzes erfasst werden, die Ausgaben sind schwer nachvollziehbar. Wer hat dann die Verantwortung über das Funktionieren der Maschine? Der Trainer?
Wie bei allen Büchern von Stanislaw Lem gilt auch hier: Die staubtrockene Technik, der Anteil an harter Sci-Fi, trifft auch die bemerkenswertesten sozialen und ethischen Fragen. Ich befürchte, vielen entgehen seine intelligenten Geschichten, weil sie in der falschen Schublade landen.