Gender-Stereotype
"Psychische Gewalt ist am schwierigsten zu beenden", diestandard.at.
Der Feminismus hat, am erfolgreichsten im 20. Jahrhundert, gegen Geschlechterstereotype gekämpft, um die Gleichberechtigung einen entscheidenden Schritt voranzubringen. Ein wesentlicher Teil davon war die Herstellung von Sensibilität in der Sprache. Wenn beispielsweise von "Piloten" die Rede war, und sich in der Vorstellungswelt der Menschen das immer nur auf ein männliches Gesicht abgebildet hat, dann ist das ein derartiger Stereotyp, der dazu führt, dass der Pilotenberuf als rein männlich, als un-weiblich empfunden wird.
Als Mittel gegen diesen Stereotyp wurde darauf Wert gelegt, von "Pilotinnen und Piloten" oder von "PilotInnen", "Pilot_innen", "Pilot|innen" usw. zu schreiben und zu sprechen; obabhängig davon ob im Kontext die Anzahl männlicher Piloten überwiegend war oder nicht. Man kann über die Auswirkungen auf die Sprache verschiedener Meinung sein, man muss diese Sprache nicht schön finden. Aber es hat mit Sicherheit Stereotype aufgeweicht und zu mehr Egalität in der Berufswelt geführt.
diestandard.at ist ein Medium, das dieses Aufbrechen von Geschlechterstereotypen sehr ernst nimmt. Die Journalistinnen und Journalisten publizieren keinen Text, in dem der Pilotenberuf – und dessen positives Image – als unweiblich suggeriert würde. Vor allem Mädchen und jungen Frauen soll der Weg in solch ein Karriere nicht als unweiblich suggeriert werden. Gut so.
Wie sieht es nun auf der mit eher weniger positiven Imageseite aus, der Gewalt? Der oben verlinkte Artikel zeigt das recht deutlich: Negatives Image bedeutet maskulines Image. Gewalt ist männlich. Frauenberatungsstelluen helfen Opfern. Männerberatungsstellen helfen Tätern. Was suggeriert das? Ja, Gewalt ist männlich. Täter sind männlich. Tun ist männlich! Weitergedacht: Du, junger Mann, wenn du männlich sein willst, wenn du dich mit deiner Geschlechterrolle identifizieren willst (eben eine Stereotyp), dann machst du mit Gewalt erstmal nichts falsch. Physische Gewalt mag gesellschaftlich unerwünscht sein, aber deiner Männlichkeit ist es erstmal förderlich.
Somit wird männliche Gewalt zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn allle Medien, auch die heute vordergründig der Geschlechtergleichstellung (!) verpflichtenden, im negativen Kontext nur Männer als Täter anführen, und sowohl weibliche Täter als auch männliche Opfer ausblenden, dann fördert das männliche Gewalt.