Gesehen: James Bond 007 – Spectre, von Sam Mendes
Als Genießer der Craigbonds und sowieso Fan von Christoph Waltz ist dieser Film Pflichtprogramm. Schon etwas mit Vorsicht, denn die Erwartungshaltung meinerseits war enorm, und so auch die Angst vor einer Enttäuschung.
Ein wenig enttäuschend war es dann auch. Wie konnte das geschehen? Der trockenste Aston Martini Bond Craig (meine Lieblingsbondingszene ist nach wie vor "Do I look like I give a damn?") gegen den dioabolischten aller Filmbösewichte, Waltz? Das muss doch funktionieren; tut es auch. Aber der Film will dann doch ein bisschen zu viel, zu viele andere Bond Filme, deren Handlung zusammengebunden werden soll. SPECTRE als Extremely Large Hadron Collider der Bösorganisationen, noch mehr Bondvergangenheit, noch mehr Politik. Das alles überfordert den Film, obwohl es im großen und ganzen doch zusammenpasst. Aber dann ist das doch ein wenig Stückwerk, die Gedanken haben zuwenig Zeit zum ausformuliert werden.
So zum Beispiel die Hintergrundgeschichte, das Band zwischen Bond und Blofeld. Das wäre auch ohne diesen Knix von Franz Oberhauser gegangen. Blofeld ist ja kein Unbekannter in der Bondreihe, die beiden kennen sich, da hätte es nicht diese Eiffersuchtsgeschichte zwischen Brüdern gebraucht, davon abgesehen, dass sie nicht zu den bisherigen Filmen passt. Blofeld hat schon öfters gegen Bond verloren, da ist die Nervosität bei der persönlichen Konfrontation ("Ach, ich kann dich nicht verstehen, James") schon gut gespielt. Auch ohne Bruderschaft.
Und auch in diesem Film isoliert betrachtet: Waltz kann nicht zur Hochform auflaufen. Er ist der Obermotz der Obermotze (auch etwas konstruiert – schon bei Quantum hat der MI6 versagt, und nun wusste er gar nichts von all diesen Zusammenhängen?), aber er hat zu wenig Zeit, um diese Mammutaufgabe auszurollen. Christoph Waltz braucht eine wirkliche Hauptrolle, dann fährt er drüber, das musste auch Brad Pitt schon erkennen. Hier bleibt er etwas dünn, seinem ernstgrinsendes seriös-kabarettistisches Wechselspiel geht die Luft aus – weil es in Summe zu selten vorkommt.
Da waren andere deutsprachige Bösewichte (das Konzept funktioniert bei Bond ja recht gut) einfach schneller bei der Sache: Curd Jürgens, Gert Fröbe oder auch Klaus-Maria Brandauer: die entwickeln ihre Figur in einer oder zwei Szenen einer Mittelrolle.
Quidquid id est, ich mag aus diesen Craigbond. Telly Savallas mag einen verständlicheren Ernst Stavro Blofeld abgegeben haben, Skyfall den stimmigeren Bondhintergrund haben, Andrew Scott in einen paar Szenen als Jim Moriarty um einiger furchteregender sein als Max Denbigh hier – ich hab mich trotzdem bondig unterhalten. Mein Lieblingsdanielcraigbond bleibt Casino Royale.