HAA Bericht von Oliver Wyman

Der vom BMF in Auftrag gegebene Bericht zu Weiterführungs- bzw. Abwicklungsoptionen der Hypo Alpe Adria wurde freundlicherweise von NEOS veröffentlicht (Parlamentarische Anfrage) — oder geleakt, wie man modern dazu sagt.

Überraschenderweise, dieser Bericht ist tatsächlich lesbar, ohne vorhergehende Absolvierung eines Betriebswirtschaftsstudiums; der Text scheint nicht absichtlich so formuliert zu sein, dass Außenstehende ihn nicht verstehen können.

Im Dokument werden vier Varianten diskutiert: Den Status Quo fortführen (Standardstrategie GroKo), formale Übernahme aller Risiken durch den Staat in einer Anstalt (wohl die vielzitierte "Bad Bank"), Co-Betrieb dieser Anstalt mit österreichischen Privatbanken und Konkurs der HAA.

Ein paar Kommentare zum Inhalt:

  • Seite 13: In der Tabelle amüsiert mich die Zeile 3, "Reputation Finanzplatz": Alle Varianten schneiden schlecht ab, nur die Option Insolvenz wird mit [+] bewertet. Ist das nicht genau das Gegenteil von dem, das die Medien trommeln – dass nämlich bei einer Insolvenz der HAA der Staat Schaden nimmt durch Reputationsverlust? Zum Beispiel in diesem Artikel auf Telepolis ("Österreich spielt mit dem Feuer"), an sich nicht unbedingt als Mainstreammedium bekannt.
    Also würde die marktwirtschaftliche Reaktion, die Pleitebank eben Pleite gehen zu lassen der Reputation des Finanzplatzes Österreich helfen? Ich sehe das auch so, allerdings schließt das natürlich trotzdem nicht aus, dass aus Rache für Verluste, und als Exempel, der Staat Österreich ein schlechteres Rating der Agenturen bekommt und somit mehr Zinsleistung bezahlen muss. Wyman sieht das wohl nicht so, bei Zeile 4, Rating und Refinanzierungskosten schneidet die Option Insolvenz ebenso überdurchschnittlich ab.
  • Seite 13, Seite 14: Wyman sieht kein großes Risiko für das Land Kärnten im Fall einer Insolvenz. Ich hätte das als größtes Risiko eingeschätzt – dass direkte Gläubiger oder eingesetzte Hedgefonds Kärnten oder die Republik klagen, bevorzugt in den USA, wo solche Klagen eher gute Erfolgsaussichten haben. Die Haftungen vor allem von Kärnten werden ja als exorbitant kolpotiert. Aber hier fehlt mit wohl Wissen, oder ich interpretiere den Bericht falsch. Als Unsicherheit für Kärnten, bzw. auch die anderen Länder wird nur folgendes angegeben: "Vorübergehender Anstieg der Volatilität im österr. Länderrisiko - Aufschlag sofern kein klarer Ablaufplan kommuniziert wird".
  • Seite 15: Es muss dringend an angestoßen werden: Erhöhung Transparenz. Transparenz über das aktuelle Gläubigerportfolios (Identität der Gläubiger, höhe der Anteile, Veränderungen)
    Oh ja, aber das klingt zu schön um wahr zu werden.
  • Seite 17: Als einzig negativer Punkt der Bewertung der Insolvenz wird folgendes genannt: "Mögliche rechtliche Risiken bei nicht ausreichender Vorbereitung."
    Das klingt bei unserer Regierung zwar nach gefährlicher Drohung, aber ansonsten ist die Aussage doch: Wenn gut gemacht, dann risikofrei?!
  • Seite 19: Unserer Regierung scheint (natürlich?) eine Beteiligung österreichischer Banken als favorisierte Option vorzuschweben. Was der Bericht dazu schreibt: "Vor dem Hintergrund der Verpflichtung gegenüber ihren Eigentümern können Banken einer Beteiligung an dem Beteiligungsfonds nur zustimmen, sofern dies eine für sie wirtschaftlich vorteilhafte Transaktion darstellt."
    Ah ja. Das heisst, die Banken stimmen zu, wenn sich eine Beteiligung für sie auszahlt; was für eine Überraschung, sagt der Hausverstand. Manch einer mag da neidisch gen Osten nach Ungarn lugen, aber ich hoffe dass Österreich nicht diesen Weg geht.

Der Wyman-Bericht scheint eine deutliche Präferenz Richtung Insolvenz einzuschlagen. Dagegen spricht eigentlich nur politische Schwäche, im Verhältnis zu Bayern und den Balkanstaaten. Ich hoffe die Opposition bleibt an diesem Thema dran. Interessant wäre jedenfalls eine öffentliche Diskussion, an der sich Oliver Wyman beteiligt.

 

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