Jetzt wollen wir mehr Geld

"Jetzt wollen wir mehr Geld" – so titelt die AK in ihrer aktuellen Ausgabe "AK FÜR SIE". Kaum eine Aussage würde in der Bevölkerung quer durch alle Schichten und Gruppen mehr Zustimmung erhalten. Gemeint sind in diesem Kontext natürlich die Arbeitnehmer. Und im Prinzip ist das eine gute Sache — die Einkommensschere geht immer weiter zwischen denen auf, die ihr Einkommen durch selbständige oder unselbständige Arbeit im Produktions- oder Dienstleistungssektor bestreiten und denen, die Finanzerträge im oberen Bereich erwirtschaften. Noch weiter ist die Schere dann beim Beitrag beim Staatseinkommen offen.

Aber leider, davon abgesehen, dass der Vorschlag zur Gegenfinanzierung der konkreten Erleichterungen nur sehr dünn und oberflächlich ausgebreitet wird (das ist ein anderes Thema), so ist auch die Vermarktung des legitimen Anliegens grenzwertig schlecht:

(Qulle: AK FÜR SIE, Oktober 2014)

Also, welche Motivation zur Steuerentlastung für Arbeitseinkommen wird da zum Besten gegeben?

  1. "Mehr netto vom Brutto könnte ich gut gebrauchen, um nach dem Auszug der Kinder ein eigenes Zimmer nur für mich einzurichten."
    Also, nachdem die finanzielle Belastung durch die eigenen Kinder weg ist, muss mehr Geld da sein um eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Eh schön und wünschenswert, aber wie sollen Jugendliche und junge Familien das mittragen? Das Ungleichgewicht zwischen Jung und Alt ist in unserem Staate nicht wegzudiskutieren.
     
  2. "Ich hoffe, dass bald weniger Lohnsteuer kommt, um meinem Sohn den Traum vom großen Baumhaus erfüllen zu können."
    Die Aussage ist die einzige Gute in dieser Anzeige.
     
  3. "Das Geld aus einer Lohnsteuersenkung würde ich verwenden, um mir wieder mal was Schönes zu leisten."
    Mir mal was Schönes leisten. Adrett, adrett …
     
  4. "Mehr Geld im Börsel wäre gut, denn für Haus und Garten braucht man ständig etwas."
    Man braucht ständig etwas. Wohl wahr. Für Haus, Garten, Auto, Zweitwohnsitz, Yacht. Es ist ein Jammer.

Die NLP-lastigen wiedergekauten Schlagwörter und Phrasen ("im Börsel", "kann ich gut gebrauchen") im AK Magazin sprechen mich schon nicht an. Das mag ja noch Geschmackssache sein, aber mit zusätzlich so schwachen Aussagen kann man aber keine Welle an Solidarität lostreten. Tut mir leid, das geht besser.

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