Kommt eine Rationalisierungswelle?

Ein Artikel in Telepolis auf heise.de ("Opfer der Automatisierung") berichtet über eine Studie, nach der eine nächste große Rationalisierungswelle bis zur Hälfte der Jobs eliminieren könnte. Nach einer Welle von Konsolidierungen in der Technologie könnte nun neben den sogenannten "McJobs" (McDonalds bestellte 7.000 Geräte mit Touchscreen um den Kassiervorgang zu automatisieren) auch höherwertige Arbeit der Automation zum Opfer fallen. Sind bisher Rationalisierungen vor allem von Effizienzsteigerungen begleitet worden, so geht es nun noch mehr um den Konkurrenzvorteil durch Kostenersparnis bei gleicher Produktivität.

Eine Auswirkung davon wäre, dass die von Arbeitslosigkeit betroffenen nicht im Dienstleistungssektor benötigt werden. Ist die Folge nun eine starke Erhöhung der Arbeitslosenrate? Ein mögliches Szenario ist es jedenfalls. Für die Gesellschaft wird es eine große Herausforderung sein, nicht große Bevölkerungsteile vom Wohlstand auszuschließen und trotzdem erhöhten Einsatz und erhöhte Leistung zu belohnen. Bereits jetzt ist die Schere zwischen den sozioökonomischen Schichten sehr groß, und Leistung verliert immer mehr an Korrelation mit Wohlstand. (Siehe auch "Muss der Chef der Schokoladenfabriken Lindt und Sprüngli 230 Mal mehr verdienen?" ebenfalls auf Telepolis.)

Viel wird vom Mittelstand abhängen. Er profitiert vom sozialen Frieden, denn nur in einem demokratischen Rechtsstaat kann sich ein Mittelstand ausbilden. Ohne einigermaßen fair verteilten Mitteln in einem Rechtsstaat kann sich zwar eine Oberschicht mit Kontrolle der Exekutive halten, aber das wäre ein Schritt in einen Feudalstaat. Um das zu vermeiden – ohne soziale Unruhen zu riskieren – muss ein Weg gefunden werden, Menschen ein Auskommen zu ermöglichen, deren Leistung nicht mehr in monetäre Werte umrechenbar ist.

Der Ansatz dafür kann das Bürgergeld sein. Ein Einkommen, dass jedem Bürger eines Landes ein tatsächlich gutes Auskommen ermöglicht. Es ist nicht leicht zu akzeptieren, dass lieben Mitbürgern etwas geschenkt wird, wofür man selbst frühmorgens aufstehen und ins Büro oder auf die Baustelle dackeln soll. Aber es hilft nichts, falls die Möglichkeiten zur Bezahlarbeit schwinden, da müssen Alternativen her.  Was dadurch entstehen kann ist freiwillige Pflegearbeit, Kunst oder auch nur der Bau des eigenen Hauses. Bezahlt vom Staat — dieser Funktioniert nur so weit, so lange seine Teilnehmer auch etwas zu verlieren haben.

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