Schlaubergersprüche

Jede Kultur hat ihre kleinen und großen Weisheiten die helfen sollen, das persönliche Glück zu finden, oder ein friedliches oder gerechtes Zusammenleben regeln. Als profane Banalitäten meist abgetan, ist es aber doch manchmal erhehllend zu sehen, dass die Welt oft komplizierter gemacht wird als nötig -- oft um einfache Wahrheiten zu verbergern…

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Nun gut, das galt auch für unseren Dackel. Trotzdem, der Wille des Menschen mit seiner gestalterischen Kraft ist schon etwas besonderes. Oder auch der Wille, die gestalterische Kraft gestaltersiche Kraft sein zu lassen und ein Bier vor'm Fernsehr zu trinken. Nichtsdestotrotz -- dies ist der Leitspruch Humanismus sowie des Liberalismus, oder er sollte es zumindest sein, denn was könnte sonst das höchste Ziel des Menschsein sein, als den eigenen Willen auszuleben? Anderen nicht seinen eigenen Willen und seine eigenen Werte aufzuzwingen klingt einfacht, scheint es im Alltag dann aber doch nicht zu sein.

Die Freiheit des Menschen endet dort wo sie die Freiheit des Nächsten einschränkt.

Wenn des Menschen Wille sein Himmelreich ist, dann benötigt dieses Reich eine Grenze, damit eine Gesellschaft funktionieren kann. Eine wichtige Maßregel, um sein Himmelreich nicht allzuweit auszudehnen. Eine Grundregel für gerechte Gesellschaften.

Was tu nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu.

Ein ähnlicher Aspekt, der die Grenzen des menschlichen Miteinander behandelt. Es ist dies eine Aufforderung zur Empathie und entsprechender Handlungsmaxime, mehr auf der Ebene der Emotionen als der Vernunft, somit ich für Menschen wichtig, deren Empathie nicht sehr ausgeprägt ist.

Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Hier die negative Form der Reziprozität, mit einem Schuss Karma. Sei nett zu andern, wenn du wem ein Übel zufügen willst, wird es auf dich zurückfallen. Wenn das nicht klappt mit dem freiwilligen Nettsein, und die Geduld der Gesellschaft nicht reicht für das kosmische Karma, dann hat die Gesellschaft noch einen Trumpf im Ärmel:

Wer nicht hören will muss fühlen.

Hier ist wohl Ende Gelände mit dem Guten. Wir haben's jetzt lang genug probiert mit gut zureden und eintrichtern. Wer nicht auf der Guten Linie bleibt, der bruacht dann eben Leitplanken.

Lieber Gott, gib mir
die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und
die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ob mit oder ohne Gott, dieser fromme Wunsch ist wohl einer der Schlüssel zum persönlichen Glück. Das Ankämpfen gegen Windmühlen hat nur Don Quixote zur Kunstform reifen lassen, uns andere malträtiert diese Energieverschwendung lediglich, manche bis zur Erschöpfung. Ob es an Gelassenheit oder Weisheit fehlt — wer weiß, ersteres ist wohl etwas weniger schmählich.

Exkurs: English speakers haben etwas ähnliches:

love it, change it or leave it

Das Zitat wird Henry Ford zugeschrieben, und wie es sich gehört im triebsamen angelsächsisch-protestantischen Raum wird es hauptsächlich für die Bewertung der Workplacehappiness eingesetzt. Aber diese knappe einfache Formel beeindruckt durch ihre Logik, was den eigentlichen persönlichen Kontext betrifft:

  1. zufrieden? Nein, dann
  2. ändere es. Geht nicht? Dann bleibt nur
  3. geh weg.

Einleuchtend, ist es nicht?

Es ist alles so kompliziert, oder zumindest scheint es so. Das wusste Fred Sinowatz, und der wagte es sogar auszusprechen.

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Nationalrates, 1983

Tatsächlich ist die Realität bis ins letzte Quant eine nicht zu begreifende und wir brauchen Modelle, um die Realität zu verstehen. Auf einer größeren Skala ist unsere Welt viel effizienter geworden, man hat die Möglichkeit zur Optimierung. Aber damit kommt auch Komplexität. Man geht nicht mehr zur örtlichen Sparkassenfiliale um ein Konto zu eröffne, und ruft nicht einfach bei der Post an, um ein Telefon anzumelden und man meldet seinen Strombedarf nicht einfach beim Landesenergieversorger an. Überall will recherchiert werden, gegoogelt, Bekannt befragt, um das beste aus seinen eigenen Resourcen (meist Geld) zu machen.

Aber auch intellektuell will vieles optimiert werden. Texte wollen für manche gegendert werden, für andere nicht. Die Gefahr, irgendeine Gruppe zu beleidigen ist hoch -- damit die Gefahrl als rassistisch, sexistisch, ablitstisch etc. zu gelten. Unter starker Alkoholeinwirkung etwas dummes zu sagen hat ganz andere Auswirkungen als so etwas auf social media zu tun.

Das Glück is a Vogerl

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? Das würde ich beim Thema "Glück" auf jeden Fall vorschlagen.

Gut Ding braucht Weile

Ein guter Rat für unsere kurzweilige Zeit. Dabei lässt sich der Maßstab auf verschiedene Skalen legen. Von der rituellen Zubereitung des Frühstückskaffees oder -Tees statt des schnellen Instantdrings bis zur jahrhundertlangen Strategie zur Bewirtschaftung des Familienwaldes anstatt der Quartalszahlen für die Investoren.
Die etwas rustikale österreichische Variante davon gibt es übrigens auch:

Vom Hudeln kommen die Kinder

Aber das ist ja nix schlimmes. Kinder sind ein Segen. Es ist auch immer wieder beeindruckend, was sie alles schaffen.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Diese Weisheit ist in ihrer absoluten Form etwas übertrieben. Aber wie so viele Volksweisheiten ist die Aussage grundsätzlich richtig:

  • Die Lernfähigkeit von Kindern ist überwältigend.
  • Der Lernwille von Kindern ist überwältigend.

Auf jeden Fall ist es Erwachsenen auch möglich, dazu zu lernen.
Aber es ist viel anstrengender.
Man muss es auch wirklich wollen.

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