Staaten: Sparen oder Investieren
Läuft zur Zeit auf ARTE: Ein Interview mit dem Wirtschaftswissenschafter Heiner Flassbeck. Das Hauptthema ist, wie meist wenn es um europäische Finanzpolitik seit 2008 geht, die Frage, sollen die Staaten sparen oder investieren. Durch die Wahl von Syriza in Griechenland scheint nun zweiteres, das Ende der Sparpolitik, oder Austeritätspolitik, wie sie auch genannt wird, wieder Aufwind zu bekommen.
Sparen meint in diesem Kontext auch schon lange nicht mehr der Aufbau von Reserven, es geht darum, den Staatshaushalt einigermaßen ausgeglichen zu führen. Das Hauptargument, weshalb das Staaten nicht möglich sein soll, ist, dass es ohne Schulden kein neues Wachstum mehr gibt. Finanzpolitisch ist das wahrscheinlich korrekt, die Geldmenge im Umlauf ist nun mal Schuldgeld.
Ist das aber wirklich Wachstum? Es ist schon spannend, dass ausgerechnet oft "linke" Wirtschaftswissenschafter das Ende der Sparpolitik mit dem Hauptproblem des Kapitalismus als Argument unterfüttern — dem ewigen exponentiellen Wachstum.
Der Staat soll also Investieren (schuldenfinanziert), um die Wirtschaft anzukurbeln, damit die Unternehmen Geld für Investitionen haben. Zur Zeit sind die Zinsen für Investitionen aber ohnehin schon am Boden - also warum investieren die nichts? Weil der Staat zuwenig Autobahnen bauen lässt?
Vielleicht übersehen die Wirtschaftstechniker aber auch nur, dass Wachstum auch einen Grund haben muss. In der menschlichen Geschichte waren das hauptsächlich zwei Treiber: Technischer Fortschritt und mehr Spezialisierung und Zusammenarbeit. Technik hat vor allem durch die Computertechnik in den letzten 50 Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht, zweiteres ist durch Globalisierung zu einem Höhepunkt gekommen. Beide Treiber sind somit in einer Phase der Stagnation; zumindest in Relation zu dem was in den letzten Jahrzehnten möglich war.
Könnte es sein, dass "nur" Geld nicht ausreicht, um Wachstum zu erzeugen?