Steh!

Die Wiener Stadtregierung arbeitet daran, aus dem Öffinetz das zu machen, was es in den Augen vieler – noch – ungerechtfertigterweise ist: Ein Massentransportsystem für die, die sich nix anderes leisten können.

Jetzt setzen die Wiener Linien um, was ein paar Monate lang gestestet wurde: Aus 90 Straßenbahngarnituren werden jeweils zwölf Sitzplätze entfernt, um die Kapazität einer einzelnen Fahrt zu erhöhen ("Öffi-Beschleunigung: Ampelschaltungen und mehr Platz in Bims"). Es ist schön, dass mehr Leute mit Straßenbahn, U-Bahn und Bus fahren, aber durch die finanzielle Ausdünnung der Wiener Linien durch teure U-Bahnprojekte und Verbilligung des Jahrestickets fehlt Geld zum Ausbau der Kapazitäten der bestehenden Linien.  Wenn weiterhin in diese Richtung gearbeitet wird, wird es soweit kommen: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind die, die benutzt werden, weil sie benutzt werden müssen. Ob sich das positiv auf die Stimmung und das Fahrgefühl in den Öffis auswirken wird? Nein.

Vergrößerter Raum zum Stehen in einer Straßenbahngarnitur
Modifizierte Straßenbahngarnitur, (c) Wiener Linien
 

Ich fahre täglich cirka 40 Minuten mit Straßenbahn und U-Bahn, lese währenddessen. Das Stehen an sich ist verschmerzbar (zumindest für mich mit Bürojob), aber auf Sardinendosenatmosphäre, in der es unmöglich ist ein Buch zu halten, kann ich verzichten. Dann fahr ich lieber doch mit dem Auto.

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