Thema Verteilungsgerechtigkeit, diesmal im Bereich Belletristik
Der Artikel "399 Millionen Dollar für 15 Personen" auf dem deutschen Portal Telepolis des Heiseverlags thematisiert einen Bericht des Forbes Magazine über die bestverdienensten Schriftsteller. Anders als die Quelle ist aber im Text von Peter Mühlbauer nicht die Geschlechterverteilung das Hauptthema, sondern die Verteilung der Tantiemen auf die Gemeinschaft aller Autoren. Wie auch in der globalisierten Wirtschaft gibt es auch in der globalisierten Kultur den Trend zur Konzentration des Einkommens an der Spitze.
Interessant ist bei solchen - eigentlich sehr politischen - Artikeln die Reaktion der Leser im Forum. Dabei zeichnen sich zwei Hauptrichtungen ab: Während die eine Seite über Ungerechtigkeit jammert (Beispiel), das Problem in der Gesetzeslage (wie zum Beispiel dem Urheberrecht) sieht und Regelungen zur Begrenzung von Einkommen fordert, so schlägt die andere Seite mit der Neidkeule um sich (Beispiel). In diesem Fall wird meist argumentiert, dass die profitierenden Menschen eben außergewöhnliches leisten, oder das Glück des Tüchtigen hätten. Einige extremere Meinungen gehen in die Richtung, dass diese Künstler eine Art "Leistungsträger" wären und andere nur Kunstmüll produzieren. Eine Schlussfolgerung die auch in Debatten zur Wirtschaftslage häufig vorkommt.
In einem haben die Verteidiger des Status quo aber jedenfalls recht: Der Grund für die Einkommenskonzentration auf wenige ist nicht eine elitäre Verschwörung, das Urheberrecht oder Bonzenmanager in den großen Verlagshäusern. Das mag diesen Effekt ein wenig verstärken, aber im Grunde liefern die Konsumenten das Geld ganz einfach bei diesen Spitzenverdienern ab. Ganz freiwillig.Wenn ein Buch global beworben wird und beim Publikum ankommt dann ist der Erfolg ein dementsprechender. Das ist nicht anders als im Handel, wo bei großen Bekleidungsketten, Elektromärkten und Megasupermärkten eingekauft wird, anstatt in einem kleinen Geschäft. Das Preis-Leistungsverhältnis ist eben um das berühmte Eck besser (gefühlt oder wirklich).
Dass dadurch eine kleine Schicht Reichtum anhäuft nehmen wir als Nebeneffekt der persönlichen Vorteils in Kauf. Die Betriebswirtschaft ist dem Individuum näher als die Volkswirtschaft.