Was kostet Öffifahren in Wien?

Mir zunehmend Nerven. So sehr ich den Ansatz der Wiener Grünen lobenswert finde, Mobilität leistbar zu machen, haben Sie meiner Meinung nach schon jetzt über das Ziel hinausgeschossen. Von der Webseite der Wiener Grünen:

Wir wollen noch mehr Menschen für die öffentlichen Verkehrsmittel begeistern: WienerInnen und PendlerInnen sollen das Auto häufiger stehen lassen können. Darum haben wir die Jahreskarte deutlich billiger gemacht: um 365 € fährst du bequem kreuz und quer durch die Stadt. Der Netzausbau bei den Öffis geht ungebremst weiter und die Qualität bleibt gewohnt hoch. Das bringt mehr Lebensqualität für alle: es wird leiser, sicherer und umweltfreundlicher.

Deutlich billiger, stimmt. Die Qualität bleibt gewohnt hoch, stimmt — nicht. Die gestiegenen Fahrgastzahlen sind deutlich zu spüren. Fahrgäste, die öffentliche Verkehrsmittel zentral (als nicht von den Randgebieten aus) benutzen sind mit überfüllten Garnituren konfrontiert, sowohl bei Bussen, Straßenbahnen als auch den U-Bahnen.
Ich gehe nicht davon aus, dass die Wiener Linien beliebig Geld vom Stadtbudget abzweigen können, das hoffe ich auch nicht, somit müssen sich wohl die gefallenen Kosten auf die Qualität auswirken. Und auch wenn das Budget konstant bleibt: Durch die gestiegene Anzahl von Jahreskartenbesitzern sinkt dann die Qualität des Transportmittels für alle.

Also, ich kann jetzt wählen, ob ich mir 300 Euro oder auch 1000 im Monat leiste und bequem und mit ausreichend Platz mit dem Auto fahre, und damit die Stadt verstinke und die Lebensqualität aller etwas mindere; oder ob ich 36 Euro im Monat zahle und mich dafür in öffentliche Sardinendosen quetsche für ein paar Karmapunkte. Diese beiden Alternativen gibt es, nichts dazwischen. Ehrlich gesagt verstehe ich die vielen, die es sich leisten können, dann auch das eigene Auto wählen. Ich persönlich denke nur aus dem einen Grund nicht ernsthaft darüber nach, auf das Auto umzusteigen, weil ich damit tatsächlich meinen Arbeitsweg nicht schneller bewältigen kann; aber damit bin ich eher die Ausnahme als die Regel.

Ich bin jetzt froh, dass sich die Grünen nicht mit der 100-Euro-Jahresnetzkarte durchgesetzt haben, das Loch im Budget der Wiener Linien wäre wohl größer geworden, und auf die Qualität kann das keine positive Auswirkung haben. Aber kein Autofahrer, der sich jetzt 260 Euro oder 960 erspart, würde auf die Öffis umsteigen, weil er sich dann 280 oder 980 Euro erspart. Der finanzielle Anreiz ist ausgereizt, daran könnten nur ein Gratisangebot etwas ändern, das hätte aber wohl einen Qualitätsgau zur Folge, wenn sich nicht ein starker Konsens der Wiener Bevölkerung zu einer völligen Subventionierung einstellt. Das sehe ich aber nicht.

Ich möchte öffentliche Verkehrsmittel, die angenehm zu benutzen sind, zu einem vernünftigen Preis. Und nicht Massentransportmittel, die vor allem nur billig sind.

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