Weiter Leopold Kohr gelesen

Die Aussagen von Leopold Kohr überraschen mich immer wieder. In unser überprofessionalisierten Welt mit den schicken termini technici ist wohl eine naheliegende Gefühlsregung: Lieb. Aber so naiv die Aussagen scheinen mögen, so weise werden sie beim längeren Darübernachdenken. Kohr wehrt sich zumindest mir gegenüber sehr erfolgreich mit Händen und Füßen gegen meine Versuche ihn in eine praktische Schublade zu schicken. So ist er kein lupenreiner Kommunist, Kapitalist, Demokrat (sic!) oder Anhänger der Tyranis. Er analysiert wie es zu diesen politischen Verforumungen kam, wo sie ihre Stärken und Schwächen hatten und noch immer haben.

Ha - heute war Leopold Kohr doch tatsächlich ein Schwarzgelber, ein guter, altösterreichischer Monarchist. 'Kein Wunder, schließlich ist er auch ein österreichisches Kind', meint man. Aber es passt auf den ersten Blick so gar nicht zu seinen bisherigen Darstellungen im Buch. Doch in nur wenigen Absätzen argumentiert er, dass die Habsburgermonarchie sicherlich nicht das Optimum für die Entfaltung ihrer Freiheit und Möglichkeiten war, aber in ihrer Zeit doch vielleicht ein lokales Optimum – eine Hilfe für die Donaustaaten nicht zwischen den Großmächten zerrieben zu werden. Wohl wahr.

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