Social Engineering 2.0 by Salamitaktik
Menschen zu manipulieren kann verschiedene Ziele haben: Schlichter Betrug, Durchsetzen idealistischer Ideen, mehr Macht. Eine erfolgreiche Strategie, mit gerimgem Mitteleinsatz (Gewalt), ist die Subjekte die Manipulation sich nicht als Opfer fühlen zu lassen, oder sie im Idealfall sogar zu Mitkämpfern, oder Mittätern, zu machen. Beteiligung der Community ist das Erfolgsmodell des Internetzeitalters.
Den Menschen den gewünschten Sachverhalt nur in kleinen Portionen zu servieren ("Salamitaktik"1), ist dabei Grundlage der meisten Manipulationsstrategien in Gesellschaften, deren Mitglieder an sich freien Zugang zu Informationen haben.
Eine große, plötzliche, unerhörte Einschränkung der Lebensweise in einer Demokratie ist riskant; dies funktioniert in etablierten totalitären Systemen, weswegen Macchiavelli genau diese Schocktherapie vorschlägt.
Die Salamitaktik hat einen weiteren Vorteil, der auch in Schulungen zur IT Security gelehrt wird: Auch dort versuchen Angreifer mittels social engineering ihre Opfer in kleinen Häppchen gefügig
zu machen. Wenn das Opfer darauf eingeht, wird es dadurch immer mehr zum Komplizen; anfangs mit harmlosen
Informationen oder simplen Getratsche, dann aber mit immer schwerwiegenderen Richtlinienverstößen.
Das Fatale dabei: Auch wenn der Attackierte ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr auf die vermeintliche Vertrauenswürdigkeit des
Täters unbedacht hereinfällt, wird der Weg zurück zur Freiheit immer schwieriger, da auch die Mittäterschaft bewusst wird. Die menschliche
Psyche ist in einer derartigen Situation sehr leistungsfähig, sich diesen Umständen anzupassen, und das eigene Bewusstsein
davon zu überzeugen, auf dem richtigen Weg zu sein, nichts falsch gemacht zu haben.
In größerem Maßstab funktioniert das sogar im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Soziale Medien ermöglichen
jedermann seine eigene Meinung früh und ohne Sicherheitsnetz
zu veröffentlichen. Einmal in die Welt gesetzt ist das dann nicht mehr zurückzunehmen -- denn wer will schon Schande und
Gesichtsverlust? Somit kann die gesagte oder geschriebene kleine Unwahrheit, Auslassung, Polemik oder ähnliches als Basis dienen, und darauf ein ganzes Gebäude gebaut werden -- mit der Mehrheitsgesellschaft als willfährige Mitarbeitern.
Es wurde in den letzten Jahren offensichtlich, dass dies nicht nur für in der großen Medienwelt unbedarfte Privatpersonen gilt,
sondern auch Journalisten der Leitmedien sich in dieses Spiel gut integrieren lassen: Angefüttert mit Informationen, eines angeblichen
wissenschaftlichen Konsens steigern sie sich energetisch in eine einmal angefangene Geschichte hinein und verteidigen
diese mit Klauen und Zähnen, da gerade in dieser Berufsgruppe das Eingestehen von Fehlern ein Tabu darstellt. Diese Geschichte wird systematsich übernommen, Diskurs in diesem Kontext als schädlich beschrieben und so Propagande mit wenig Aufwand zum Erfolg verholfen.
Ein ähnliches Bild stellt die Metapher dar, wie ein Frosch in siedendes Wasser geworfen sofort wieder herausspringt, sich aber kochen lässt, wenn man das Wasser nur langsam erhitzt. ↩︎