Transaktionskosten bei Bitcoin
Als Teilnehmer der guten alten EDV Industrie habe ich relativ früh von Bitcoin gehört.
Von Anfang an sah ich es als faszinierendes Konstrukt an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Informatik und realer Wirtschaft.
Dabei bin ich bisher Beobachter geblieben, da mir die rein spekulative Intention von Bitcoin – das Fehlen tatsächlicher praktikabler Eigenschaften – zu wenig zugesagt hat.1
Zum Thema Wert und Spekulation von Bitcoin empfehle ich einen Vortrag von Dr. Christian Rieck, wie beispielweise hier vom 24. August 2024.
Konklusio ist:
Das Kaufen und Halten von Bitcoin ist derzeit eine Spekulation, dass diese „Währung“ eines Tages Fiatgeld weitreichend ersetzen kann.
Was kostet die Welt in Bitcoin?
Wenn viele reale Werte in Bitcoin gehandelt, und somit in Bitcoin gerechnet werden können, dann ist der Buchwert dieser Bytes natürlich immens.
Aber ist es wahrscheinlich, dass es dazu kommen wird? Grundsätzlich ist die Idee des mathematisch mengenbegrenzten Zahlungsmittels ja grandios; es erzeugt Sicherheit, dass ein Sparen dieses Geldes nicht von der Inflation aufgefressen wird.2 Die Dezentralisierung sollte (theoretisch?) die Freiheit von Staaten und Oligarchen garantieren. Aber ist das wirklich so? Ich sehe ad-hoc folgende Probleme für die Ablöse von Fiatgeld durch Bitcoin:
- Neue Mitspieler im Netzwerk sehen sich zunehmend mit dem Reichtum früher Einsteiger konfrontiert.
- Der Staat könnte diesen für ihn zufälligen Reichtum zusammen mit dem Kontrollverlust nicht akzeptieren wollen und Bitcoin regulativ verhindern.
- Entgegen den meisten anderen sehe ich die Privatsphäre bei Bitcoin massiv verletzt. Die Transparenz ist ultimativ, die Anonymität mehr als oberflächlich.
- Der Aufwand pro Transaktion ist immens, der Durchsatz an Transaktionen dementsprechend gering.
Wie mit diesem letzten Punkt umgegangen werden soll, ist unklar.
Die massive Redundanz der blockchain erzeugt ebenso massive Aufwände beim Schreiben einer Finanztransaktion.
Der dadurch entstehende Energiebedarf ist bereits oft thematisiert worden.
Ein Mildern des Problems durch eine weitere saldierende Schicht (Lightning-Network) ist möglich,
es löst aber nicht das grundsätzliche Problem;
und im gleichen Maß wie es das Problem des hohen Bedarfs an Ressourcen mindert, mindert es auch die Sicherheit der Transaktion selbst.
Wie dem auch sei, eine Finanztransaktion via Bitcoin benötigt aufwändige IT, skaliert schlecht, ist in der Bandbreite anfällig für Störungen.
Diese Störung muss gar nicht absichtlich, beispielsweise durch den Staat, geschehen.
Auch wenn die darunterliegende Infrastruktur (im wesentlichen das Internet) prinzipiell robust ist, so kann eine verminderte Transaktionsfähigkeit dieser Infrastruktur zu einem Einbruch der Transaktionsfähigkeit des Geldes selbst führen.
Weiters ist die Frage, wie die anfallenden Kosten der Transaktionen zukünftig auf die Transaktionsteilnehmer überwältzt werden können.
Solange dies noch durch Bitcoin-mining gestützt ist, sowie das Netzwerk selbst das Persistieren der Transaktionen finanziert – durch den steigenden spekulativen Wert der Bitcoins,
solange funktioniert das noch im derzeitigen Status Quo.
Wenn allerdings diese Umwegrentabilität wegfällt, ist noch völlig unklar, was Bitcoin Transaktionen tatsächlich kosten werden.
Der Vergleich zum gesetzlichen Zahlungsmittel (=Bargeld): anonym, ohne weitere Hilfsmittel durch die beiden Transaktionsbeteiligten durchführbar, ausreichend schnell. Bei einem Tauschmittel mit intrinsischem Wert (oder zumindest einem historischen Wert, Goldklasse) funktioniert das ebenso effizient, solange sich die Transaktionspartner über den Wert des Tauschmittels einig sind. Sogar mit Fiatgeld (Transaktion hierzulande mit Hilfe einer durch die Finanzmarktaufsicht authorisierten Bank) funktioniert das relativ simpel — die durch den vertrauenswürdigen Partner bereitgestellte Infrastruktur ist verhältnismäßig simpel.
Diesen Partner benötigt man bei Bitcoin nicht. Aber zu welchem Preis?