Begriff: Wirksamkeit

Während meines Studiums arbeitete ich in einem kleinen EDV-Betrieb, der in hunderten kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Informationstechnik anstartete und am Laufen hielt. Irgendwann gab mir der Chef einen Ordner aus seiner eigenen Ausbildungszeit mit der Aufschrift "MbO", eine Management-Technik geprägt von der Management-Legende Peter Drucker 1.

"Management by Objectives"2, also seine Mitarbeiter an erreichten Zielen zu messen und nicht an abgesessenen Stunden, das wirkt sofort vernünftig. Was ergibt den Unterschied, ob man für die Stechuhr arbeitet oder für ein konkretes Ziel? Der für mich diesen Unterschied am besten treffende Begriff klärte sich mit einem weiteren Buch3: "Wirksamkeit". Das ist es doch, was den Unterschied ausmacht: Wirken, effektiv sein, etwas bewegen.

Aber wirkt der Begriff in der Alltagssprache nicht etwas anders?
"Du wirkst gesund." --- aber ich weiss nicht, ob du es bist.
"Das wirkt abgehoben." --- Das Wirken klingt ausgesprochen etwas negativ konnotiert.
Als wäre es nicht wirklich wahr, als wäre etwas faul. Woher kommt das?

Es kommt daher, dass der Begriff "Wirksamkeit" in der deutschen Sprache recht präzise ist. Er grenzt nämlich genau ab, was wir vom inneren Zustand eines Systems, beispielsweise eines Menschen, wissen, und welchen Einfluss dieses System auf seine Umgebung hat.
Die Wirksamkeit interessiert nur zweiteres. Bei Dingen ist die Wirksamkeit auch deutlich neutraler besetzt.
"Der Wirkstoff Ibuprofen in Nureflex wirkt fiebersenkend." --- das ist ja gut.
"Für Nebenwirkungen lesen Sie den Beipacktext und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker." --- Das schon weniger, aber so sind Wirkstoffe nun einmal.
Der Mensch als Wirkstoff klingt erst einmal kalt und unmenschlich, typisch modernes Management, Hauptsache funktionieren, nicht wahr? Dies erzeugt auch dieses etwas unangenehme Gefühl, nicht zu wissen, wie dieser Mensch denn funktioniert, wie es in ihm aussieht. Andererseits: Es ist ein sehr tiefes Bedürfnis von Menschen, wirksam zu sein. Zu spüren, dass die eigene Existenz die Umwelt prägt, dass es nicht Blunzn ist; ob man da ist oder nicht.

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